Gottfried Keller, mit dem er oft beim Wein sass, zu-
getrunken und sich mit diesem zugleich an dem tollen
Uebermut ihres jugendlichen Lieblings Stauffer-Bern,
des Radierers, Bildhauers und geistreichen Kunstepistel-
Schreibers, ergötzt haben. NVaren sie drei doch in
diesen Jahren, da Keller noch lebte und Stauffer erst
die Anfangs-Auftritte seines unglückseligen Lebensdramas
spielte, die gleichzeitigen geistigen und künstlerischen
Blüten der kleinen Schweiz; sie drängten sich natur-
gemass deshalb zusammen. Gelegentlich einer solchen
feuchten Sitzung war es, wie mir ein gelegentlicher
Mitzecher als Augenzeuge erzählte und auch Brahm
meines Wissens überliefert hat, dass Stauiier auf dem
nächtlichen Heimweg plötzlich aus einem Disput enteilte,
mit kühnem Satz das Wasserbecken eines Marktbrunnens
in Zürich übersprang, die Säule in der Mitte erkletterte
und mit pathetischer Pose die fehlende Figur oben er-
setzte, wozu der Mondschein seine anerkennende Teil-
nahme durch helles Licht ausdrückte. Die beiden alten
Herren Böcklin und Keller aber lachten, bis ihnen die
Thränen herunterliefen, und Keller selbst murmelte ein
über das andere Mal: vVerHuchter KerlM in seinen
spiessbürgerlichen Bart.
Einer solchen Stimmung verdankt gewiss ein merk-
würdiges Bildwerk seine Entstehung, nämlich der
von Böcklin angeregte und bemalte, von seinem Schwieger-
sohn Bruckmann modellierte vFroschköniga (1886),
der als eine vermenschlichte, im wSpiel der Wellem
schon vorhandene F roschkopf bildung auf eine Hermensäule
gesetzt ward und mit seinen Flunschlippen, der plumpen