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genommen hatte, und zwar auf einer circa zwei Meter
langen Leinwand, die er dunkelgraugrün getönt und auf
der er dann die ungefähre Wirkung mit Weifs heraus-
modelliert hatte. Das Motiv ist eine XValdlandschaft;
links ein Durchblick auf einen nicht zu fernen Hügel.
Vorn gegen einen Felsen gelehnt, steht der Dichter in
violettem Gewande. (Auf der etwa gzölligen Skizze ist
er rot.) Das ganze Bild ist noch fast schwarzgrau (Kern-
schwarz), nur die violette Figur und der Lichtblick, der
auf den fernen Hügel fällt, haben stärkere Farbe.
Juni
Umzug in das frühere Lehmannsche Atelier in der
Via Margutta.
Böcklin folgt mit regster Teilnahme der Entwicklung
meines Bildes der beiden Leonoren. (Vergl. später.)
Er sprach vom Naturstudienmalen. (Wir beobachteten
eben gewittrige Luft, in der sich graue Wolken vor gelbes
Licht schoben): Am besten wäre eine neutrale graue Lein-_
wand, anstatt der gebräuchlichen hellgelben. Wenn die
Leinwand nun einen kaltgräulichen Ton hätte, so würde
man finden, dal's reines Weifs vielleicht schon das gelbliche
Wolkenlicht giebt, und so müfste man fortfahren, die Töne
zur Leinwand zu bestimmen.
Brennesseln hatte Böcklin im Albanergebirge sehr
üppiggesehen und in ansehnlicher Gröfse. Die unteren