eine Kleinigkeit (einen Busch, der gegen die Luft steht
oder dergl.) überrascht. Wenn man sich dann fragt:
woher kommt es, dafs man sich hier sagen mufs: das ist
so schön, wie man es sich zum Bilde nur Wünschen kann,
so wird man durch die Lösung einer solchen Frage mehr
lernen, als durch vieles Studienzeichnen.
Als wir Mitte Mai einmal nach der Arbeit zur Porta
del Popolo hinausgingen, bewunderte er rechts die Tuff-
felsen mit den kurzanschliefsenden Büschen und machte
mich auf das rotblühende zierliche Löwenmaul und Haus-
laub auf den Mauern aufmerksam. Weiterhin bei der Vigne
des Michele war auf der linken Seite des Weges ein
blühender Granatbusch mit Weifsen und rosa Rosen durch-
wachsen, deren Blätter, auch etwas länglich, von dem
Granatlaub schwer zu unterscheiden sind. Rechts auf
dem Felsen die dunkeln festen Cypressen, daneben (höchst
graziös und leicht) junge schlanke Bäumchen. Ein
schönes Motiv war ihm zerstört: feste, grofse Oleander-
büsche, aus denen zierlich eine kleine Weinlaube heraussah.
Mai
Bei Böcklin. Ich zeigte ihm mein Fragment antiker
Malerei, das ich bei Prima Porta gefunden. Böcklin
meinte, es sei vielleicht mit Leimfarben auf schwarzen
Freskogrund gemalt. (Späterer Zusatz: 18ö8l69 er-
kannte Böcklin es jedoch als reines Fresk o.)
Böcklin widersprach damit Pettenkofer, der behauptet
hat, dafs sowohl Leim- als Oelfarben unhaltbar seien,
wenn Veränderungen im Oel, im Firnifs oder Leim vor