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mit vorhergegangener Unterwischung, welche den Ton
fest und farblos macht -wie auf einer Photographie.
Schraffierungen sind locker und lichtvoll; nur
mufs man sich hüten, sie nicht mit stumpfer Kreide zu
machen, die Formen würden da weichlich und Wollig, und
sie stets von fern beurteilen. Böcklin hat dadurch ein
Spiel und Leben inrdas Haar der Nymphe zu bringen
gewufst, das man in der Nähe nicht zu erkennen vermag.
Auch das Weifs der Luft ist schraffierend aufgetragen; es
hat dadurch etwas Strahlendes, während gemischtes XYeifs
leblos wäre. Dazu kommt aber auch noch der Grund
mit blaulichgrauem Papier, der dem Ganzen Schimmer
und Leben giebt. Jeder gelbliche oder bräunliche Papierton
läfst die Zeichnung ledern und tot erscheinen.
Juni
Den eigentlichen Gufs, das Gesicht und das Charakter-
gebende bekommt ein Bild erst ganz zuletzt; dazu mufs
man dann ganz in der Sache sein und mit Zusammen-
fassen aller Geisteskräfte ganz rücksichtslos verfahren.
Juni
Böcklin erzählte von der Kuppel Correggios in
S. Giovanni in Parma. Sie sei voll Sonderbarkeiten; jedoch
sähe man auch hier, wie Correggio sich einen bestimmten
Zweck (die körperliche Erscheinung) vorgenommen und
ihn ohne Rücksicht auf Ausführung oder anderes zu ver-
wirklichen gesucht habe. Sein Publikum hatte aber auch
soviel Achtung vor dem Meister, dafs es ihn gewähren