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jedoch ist das Bild goldgrün. In den Architekturen sind
der Landschaft entgegenlaufende Linien; die Ferne ist
ganz untergeordnet, wenig bemerkbar. Klare, durch-
sichtige Luft, und darum auch in den ferneren Teilen so
starke Farben wie vorne.
30. Mai 69.
Böcklin schien sehr befriedigt von seiner Reise in
Ober-Italien. Besonders bewundernd sprach er von
den Höfen in Mailand und Parma, man könne da wunder-
schöne Anlagen sehen, meistens Backsteinbauten mit
Bogenhallen, Nischen mit Figuren, Loggien etc. Auch
die Kirchen bewunderte er sehr. Die Brera enthält sehr
schätzbare Sachen. Von Gaudenzio Ferrari sind daselbst
sehr geschickte Arbeiten. Von Luini eine Menge wohl-
erhaltener, unrestaurierter Fresken, die auch nicht mit
Leim- oder Eifarbe je retouchiert worden. So eines
vielleicht von einem Kalvarienberge das zwei Frauen
darstellt, fast lebensgrofs; jede Figur ist da in einem
Ritt heruntergemalt. Bei manchen luinischen Figuren ist
die Behandlung wie beim rechten Centauren: erst Licht
und Schatten angelegt, dann die Farbe darüber mehr
lasierend gebraucht und die Schatten nach dem Lichte
zu mit flüssigen Pinselstrichen übergangen (iiüssige Striche,
die mit einem fetteren Klecks aufhören). Fast überall
nahm er aber Kalk in die Farbe in Licht und in Schatten.
Die Farben wären die bekannten; doch hätte Luini ein
brillanteres Gelb, das ihm unbekannt sei und das aus-
sähe, als wäre Kadmium darin, doch das hätten sie