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Flechten, Stämme, Steine, Wiesen, Laub und Erdreich, alles
kann man willkürlich färben, wie man es braucht. Es kommt
alles in der Natur vor; es finden sich unglaubliche Ab-
wechselungen und Kombinationen in den Lokalfarben, und
zu dem Allem sind sie auch noch zu jeder Jahreszeit, bei
jeder Stimmung und bei anderen Gegensätzen jeweils ver-
schieden in der Färbung.
Mai
Zu
Kandidat
Fest
erklärte
Böcklin
die
Wiesen
quelle so: die Pane seien die Philister, die sich um Natur-
schönheiten und um die Schönheit der Nymphe gar nicht
kümmern und nur auf Stillung ihrer Begierden und den
momentanen leiblichen Genufs denken.
Mai
Beim Kopieren von Amaryllis und Daphnis nach
einer Photographie: Individuelle Züge und solche, die
Plastik, Modellation und Verkürzungen im Bilde befördern,
gelten Böcklin mehr als alle Richtigkeit.
Ueberall erkennt man die schärfste Vorstellungskraft.
Die blauen Epheubeeren neben dem Kopf der Nymphe
und die Weintrauben unten verhindern, dafs der Schatten
tintig erscheint; das Licht oben in der Höhle und die
Lichter unten (Milch und Granatapfel) machen ihn zum
Dunkel; das tiefe Schwarz des Kruges hingegen (in
schneidendem Gegensatz zur weifsen Milch) macht den
Schatten Wieder unbestimmt und weich. S0 scheint alles
in diesem Bilde durch Gegensätze bestimmt und in seinen