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Mai
Den dicken Pan in der Wiesenquelle hat Böcklin ganz
ohne Gelb gemalt. Die Mitteltöne sind mit ein wenig
lasiertem Indisch-Rot gemalt, die Form mit weifslichen
Glanzlichtern herausmodelliert, untermalt mit violettem
Eisenoxyd; die Uebergangstöne und Schatten sind kalt
violettgrau. Böcklin sagt, solch rotvioletter Teint komme,
besonders bei Dicken, sehr häufig vor; erst neulich noch
habe er ihn bei einem Bauern gesehen, der zur Stadt
hereinkam.
Der junge Pan ist heller und gelblicher; goldgelbes
langes Haar mit Indisch-Rot und hellem Ocker lasiert;
zwischen dem Haar ganz kaltrot das lange Ohr; rötlich
gelber Schwanz an der natürlichen Stelle. Anders bei
allen Antiken; die Griechen setzten ihn an die unteren
Lendenwirbel, so dass er mit den Beckenenden und dem
unteren Ende des Kreuzbeins eine rhombische Form
bildete. Siehe den tanzenden Faun aus Pompeji.
Böcklin pafste aber die Stelle der Schwanzwirbel
besser, um die Wendung des Körpers auszudrücken.
Als er bei der einen Achsel Schwierigkeiten hatte,
erbot ich mich, ihm nackt die Bewegung des Oberkörpers
vorzumaclien. Er lehnte es jedoch ab: er könne keine
zufällige Natur gebrauchen, sondern mache es, wie es ihm
in die Komposition passe und wie es die Darstellung der
Verkürzung begünstige. Körper mager, so dass man am
Brustkasten die Rippen und die Wirbelfortsätze durchsieht.
Beine grauweifs mit Warm goldgelben Zotteln.
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