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genommen. Wenn er ein Freskobild mit Umbra (l) und
grüner Erde untertuscht habe, lasiere er mit weifslosen
Farben darauf; da werde alles viel brillanter. (Aber auch
roher!)
In Bezug auf die Oelbilder im Museum äufserte er
nur: Böcklin scheine mehrere Malprinzipien zu haben.
Er wolle wie Rubens und Rembrandt malen und freute
sich sehr, als Böcklin ihm ein für seine Art passendes
Rezept gab. Böcklin sagte ihm, er solle das Bild mit
Thonerde (Pfeifenerde), Alaun etc. (zusammengerieben)
einreiben, bevor er darübermale. Es sei dies der Mal-
butter ähnlich, man könne mit der Farbe recht darin
hefumkneten.
Mai
Himmelfahrtstag. Wenn man ein Böcklinsches Bild,
wie die Wiesenquelle, mit der Natur vergleichen würde,
so würde, besonders in den Figuren, wohl wenig an Aus-
führung stichhaltig sein; er giebt von allem gleichsam
nur eine Ahnung; aber alles ist lebendig und hat seine
Bedeutung, und darum ist es recht so; und was die ge-
ringe Ausführung,der Einzelheiten betrifft, so zwingt er
wie er öfters wiederholt hat den Beschauer da-
durch, zurückzutreten und seinen Genufs immer wieder
am Ganzen zu suchen. XVorauf Böcklin stets sein Haupt-
augenmerk richtet, das ist: die dekorative Erscheinung,
das Malerische, das schöne Zusammenklingen der Farben
und Formen, die Licht- und Schattenverteilung, sowie:
dal's sich alles bis auf einige zuletzt erst accentuierte