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erscheinen lassen. In der Nähe des Oberkörpers der
Nymphe hat Böcklin in der Wiese vorwiegend goldgelbe,
kleine Blümchen Goldköpfchen angebracht, um ihre
Zartheit, die durch den blauen Schleier andererseits be-
einträchtigt werden könnte, zu erhöhen.
Mai
Gestern erhielt Böcklin den Besuch eines Malers Kan 0 n,
eines YVieners, aus Karlsruhe, von dessen Aeufserungen er
Verschiedenes erzählte. Kanon riet ihm, effektvoll zu
malen und sich, wie er, Rembrandt und Rubens in saftiger
und kraftvoller Erscheinung zum Muster zu nehmen. Er
lasiere alles und so farbig, dafs er im Licht dann kaum
noch mit Kadmium auskäme. Böcklin sagte ihm: Ein
Bild, das auf lichte Erscheinung hin gemalt oder worin
Farbe gegen Farbe gestellt, wird jedes anders gemalte,
besonders die Bilder mit sogenanntem glühenden Kolorit,
ausstechen. Kanon beklagte sich, dafs er die grauen
Uebergangstöne im Fleisch nicht herausbekäme. Natürlich!
meinte Böcklin, wenn man mit einer warmgelben Farbe
lasiert, wird alles schmutzig, was man dann noch hinein-
bringen Wolle, besonders in grauen Tönen. Diese Epoche,
wo man mit Gelb, "Braun und glühenden Lasuren malt
und sie durch stärkere Gegensätze zum Grau forcieren
will, mache jeder durch; er hätte sie auch durchgemacht,
aber vor 18 oder 20 Jahren.
Bei Böcklins Fresko tadelte Kanon gerade, was wir
für den Vorzug und für die Ursache der Harmonie
hielten: dafs Böcklin überall Kalk unter die Farben