334
Böcklin verwarf das Studium nach Photographien.
Maler, die sich nach solchen bildeten, nähmen Vieles in
ihre Malerei auf, das gegen alles Künstlerische und gegen
die Natur sei; denn die Photographie giebt nichts treu
in der Erscheinung Wieder; sie hebt unwesentliche, klein-
"liche Geschichten hervor und läfst die Gesamtform fast
verschwinden; sie giebt den Schatten schwarz und un-
durchsichtig und warme Töne diesem gleich. Da. gewöhn-
lich im Sonnenschein photographiert wird, so ist von
Lokaltönen, von Weichheit, Breite und Einheit und gar
von Harmonie gar nicht die Rede.
Im Vergleich mit dem fertigen Porträt des ver-
storbe_nen Knaben sieht man recht, wie Böcklin in der
Wiesenquelle alle Töne noch in einem ganz mäfsigen
Ton zurückgehalten hat. Fast nur in der Farbe hat er
Unterschiede gesucht, obgleich er Licht- oder Schatten-
verteilung immer im Sinne hatte.
April
Ueber Gleyre, von dem ein Bild hier ausgestellt
ist: Nymphe, stehend, Rückenansicht, nackt, einem Vogel
vorilötend. Böcklin bezeichnete ihn treffend als Philister
und Antiquar und erwähnte: man hätte ihm zu ver-
stehen gegeben, er hätte in seinem schnalzenden Faun
diesen Vorwurf Gleyres benutzt. Es ist das in jeder
Hinsicht albern. Böcklin hat das Bild vier Jahre früher
gemalt. Uebrigens könnte man ein Motiv nicht gestohlen
nennen, wenn es nicht in der Form kopiert ist; sonst
wären ja alle Madonnen des Mittelalters gestohlen, Weil