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diese Erscheinung sähe man mehr im Sommer. Im
Frühling sei eine Wiese unglaublich bunt in den stärksten
Farben. Nur das sei bei einer Wiese charakteristisch:
dass die Blumen nach ihren Arten gruppenweise bei
einander stehen; und so stehen denn auch bei aller Bunt-
heit gewisse Blumenfarben immer zu Haufen.
Bei der Wiesenquelle sprach Böcklin von seinem
Arbeitsverfahren. Bei dem vorbereitenden Malen bis jetzt
habe er abwechselnd die Hauptsachen durchdacht und
durchgearbeitet. Jetzt aber müsse er von oben herab
Schritt für Schritt fertig machen und zusammenstimmen;
und wie er zuerst den Aether und darauf die Knaben
gemalt habe, so werde er zuerst die NViese malen und
erst dann die Nymphe.
Das Bild des verstorbenen Knaben hat Böcklin
jetzt nach 3-4tägiger Arbeit fast vollendet. Er sagte,
er würde nie aus eigener Wahl dieses Bild so disponiert
und einen dunkelhaarigen Knaben mit gelblichem Fleischeß
in Wolken gesetzt haben; das gäbe immer eine düstere
Stimmung. Wäre er blond gewesen, so hätte er ihn die
halbe Mühe gekostet, und das Bild wäre heiterer und
poetischer geworden. Er hätte dann nur die Augen als
Sprechende Punkte hervorzuheben gehabt, und der Teint,
bei den Händen z. B., Würde rosig neben der Wolke ge-
standen haben. Die farbigen Rosenblätter auf der kalt-
grauen Wolke geben der Stimmung etwas Wehmütiges.
Auch den Gesichtsausdruck hat Böcklin ernst gehalten
und dabei nur das Nötigste gegeben, weil er, um nicht
in Unähnlichkeiten zu kommen, durchaus nicht andere