328
nungen für die Malerei anwendbar; umsomehr, da sie
die Brillanz unserer ohnehin schon durch das Oel ge-
trübten Farben steigert.
Prof. Fr. Burckhardt sagte, Böcklin habe früher von
diesen subjektiven Kontrastfarben nichts wissen wollen;
er habe ihn erst darauf hingeleitet.
Wenn man in der Blumenausstellung das Auge über
die mannigfach gefärbten Blumen hingleiten liefs, so
prägten sich alle anderen Blumenfarben als begrenzte
Farbenbilder dem Auge ein, nur über violettblaue, anilin-
farbene Blumen glitt der Blick fort und nahm sie für
Schatten; und das_B1auvi0lett empfand man, wenn man
nicht etwa scharf hinsah, als eine im Auge erzeugte
Kontrastfarbe.
Böcklin bestätigte das heute und meinte: Dunkles
Blau und Violett wirke immer als Schatten und immer
als ferner Ton. (Ich erinnerte mich, dass ich darum in
dem Veilchenkranz auf dem Bilde von Frau Kopf ein un-
plastisches Farbenmotiv gewählt habe.) Er benutze des-
halb Dunkelblau und Violett zu den fernen Blumen der
Wiese (auf der Wiesenquelle), während er dem vorderen
Teile weifse Gänseblumen, Narzissen und leuchtend orange-
gelbe Blumen gebe. Mohnblumen standen schlecht
zwischen dem kalten Grün und Violettblau; er verbannt
sie deshalb ganz von dieser Stelle.
Auf meine Aeufserung, 0b die Wiese nicht zu bunt
sei und 0b sie oben nicht mehr falbe und silberne Töne
von den Halmen und dürren Stengeln haben müsse, die
zwischen und über den Blumen hervorragen, sagte Böcklin,