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wenn Weifse, grofse Wolken am Himmel standen, an deren
Farben und Schattenlängen man die Tageszeit abmessen
könne. Bei hohen Nebel-, Strich- oder Federwolken sei
der Unterschied aber den Tag über kaum merklich. Die
Tageszeit drückt sich mehr als durch Farbenwechsel durch
die Staffage aus: durch müde heimkehrende Schnitter und
dergl., durch Thätigkeiten der Menschen und Tiere, durch
Naturerscheixiungen, die. für die Tageszeiten charakteristisch
sind, wie Nachmittagsgewitter, Regenbögen und dergl.
Die Quellnymphe bekommt mehr Gewand, blau-
violett, das ihren ganzen Körper verhüllt und nur Kopfund
Brust zeigt. Auch die rechte Hand auf dem Quellkrug wird
ganz verhüllt. Der Fleischton, der erst hell erschien, als
die Luft heller und gebrochener War, erscheint jetzt neben
der nunmehr dunkler (als- das Grün der Wiese) angelegten
Luft trüb und beschatteter. Farben Wirken relativ aufein-
ander: jede tote Farbe erscheint dunkler, jede leuchtende
heller, als ihr Valeur ist. i
Böcklin hat in diesem Bilde den gröfsten Farben- und
Tonumfang: das Blau der Luft, das Rot, Gelb, Violett,
Grün in der Wiese, der rotgebrannte Körper der Faun,
das Dunkel in der Höhle, die hellen Körper der Putten
erheischen seine ganze Palette.
Anadyomene wirkt daneben ganz kühl, und der
blendend helle, etwas gelbliche Körper der jugendlichen
Göttin sieht fein meergrünlich und nicht so leuchtend aus
neben der Farbenbrillanz des anderen Bildes.
Auf der bläulicheren Anlage der ferneren Knaben
(Wiesenquelle) liefse es sich sehr angenehm weiter-