wenn man sich nur in der Natur immer Rechenschaft
davon gäbe, warum etwas schön auf einen wirke.
Auch das viele Naturstudienarbeiten ist nicht bedeutend
förderlich. Er glaube nicht, dal's Tizian je mit dem
Feldstuhl hinausgegangen sei. Die Alten haben fast stets
nur den Eindruck aus sich herausgemalt; und das macht
ihre Darstellungen, obwohl von studienhafter Treue meist
nicht die Rede ist, so ungemein interessant.
Sonnabend, den 5. Mai. Böcklin bei mir im Atelier.
Mai
Bei Böcklin, der seinen Idealkopf mit dem grünen
Schleier (er nannte das Bild wViolax) und seinen Daphnis
und Amaryllis reizend vollendet hat. Die Viola hat jetzt
einen schönen Dämmerton, wie ein Kopf in einem
Zimmer wirkt, WO dichte Gardinen viel Licht nehmen.
Der Goldrahmen zu diesem Bilde ist 5-6" breit,
in der Mitte Hach mit dunkelgoldenen leichten Blättern,
die dadurch entstanden sind, dal's sie poliert auf körnig
oder porig gemachtem Grund stehen. Das Gold war
Böcklin ein klein Wenig zu rötlich ausgefallen.
Wieder bei Böcklin. Er sprach davon, wie jede
Farbenstimmung ihren Charakter habe; so wirke z. B.
Schwarz, Grün und Weifs sehr ernst; Rot, Gelb und
Blau heiter. (Vor Viola und Daphnis.) Die Stimmung
Schwarz, Grün und Weifs dulde allenfalls noch Hellrosa,
weil das die Complementärfarbe von Grün ist. Zinnober