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Böcklin erzählte darauf noch manches von Hamon,
der ihm einer der interessantesten Maler gewesen, die er
kennen gelernt. Hamon sei durch Goupil in die Höhe
geschraubt worden und geniefse, so hoch er sein Talent
nnerkenne, doch einen Ruf und eine Verehrung, die über
Gebühr gehe. Kleine, pompejanische Bilder, 2' hoch:
Mädchen mit einem Vogel, oder dergl, seien ihm mit
1.2000 Frcs. bezahlt worden. Wenn man bei ihm eintrat,
sahen seine Bilder ganz mehlig und wirkungslos aus; sah
man sie jedoch einige Augenblicke an, so traten die ent-
zückendsten Schönheiten in Modellation und Färbung
einem entgegen. Das Bild nDlC Musen in POITIPCjlK zer-
fiel ganz; es waren nur einzelne, neben einander gestellte
Figuren auf einem gelbgrauen, schmutzigen, nach oben
blauen Luftton. Einzelne der Figuren Waren aber wunder-
schön; so eine sitzende Mädchengestalt, ein Köpfchen mit
schön angeordnetem Kranz; die feine Modellierung, wie
Z. B. ein Ohr ansitzt, war von merkwürdiger Schönheit.
Hamon sei sehr begabt für kleine Bilder mit ein-
fachen Gegenständen; die könne er übersehen. So z. B.
könnte er ihm (Böcklin) bei der Venus mit grofser Sicher-
heit sagen: die Wirkung würde durch dieses oder jenes
noch gestört; diese Farbe beeinträchtige die Wirkung
jener Erscheinung u. s. w. Er übersieht wohl auch eine
gröfsere Farbenzusammenstimmung; aber für Bilder wie
die Fresken von Rafael gehe ihm das Urteil ab; die seien
"ihm unverständlich; da sagt er dann, die einzelnen Figuren
seien ihm im Auftrag so gegeben, oder sie seien eben
getreue Naturdarstellung. Für das Ensemble dieser Bilder