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so etwas zu zerstören und zeigte mir an einem anderen Putto,
den er einer Aenderung wegen mit direkter Farbe, ohne Be-
nutzung von Leinwand und Kohle, hatte malen müssen, wie tot
und leblos eine solche Behandlungsweise dagegen aussähe.
Er hat die Putten mit ganz einfachen Farben ange-
iegt-und zeigte mir seine Palette: Bleiweifs, violett Eisen-
oxyd, grüne Erde, etwas Sehwarz und Neapelgelb.
Zinnober hätte er aus Gewohnheit aufgesetzt, sähe aber
immer, dafs er ganz gut ohne ihn auskomme. Es sei
überhaupt gut, wenn man sich an ganz bestimmte Farben
auf der Palette gewöhne; man erlange dadurch eine viel
feinere Kenntnis ihrer Wirkungen.
Böcklin bezeichnete es als schwer, in eine blaue Luft
helle nackte Körper zu malen; wenn man dazu seine
Farbenskala nicht ganz genau kenne, gäbe es gleich
schmutzige Töne.
In Bezug auf das prinzipielle Malen des Fleisches
sagte er, dafs er sich überall bemühe, die Uebergangstöne
von selbst entstehen zu lassen. Bei der Venus, die auf
einem hellen, kalten Grund stehe, habe er den Körper
erst grauer gehabt; indem er nun das Licht leuchtender
und gelber daraufsetzte, habe er durch Hineinspielen des-
selben in die grauen Halbtöne ihre zarte, kalte Farbe er-
reicht. Neben solchen hellen, kalten Tönen spreche nun
das leiseste Gelb als glühender Schatten (wie unter der
rechten Achsel), und zugleich wirke alles Gelb, was man
im Lichte nötig habe, mit den zartesten Mitteln.