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Spitzer Schädel, Schmalkopf, kurze Hornstumpfen aus den
Haaren vorguckend. Böcklin sagte, dieser Faun müsse
recht stinkig werden .durch die geringen Unterschiede
zwischen Haar und Fleischl!
Ich bewunderte, wie richtig er die Verhältnisse,
besonders in den menschlichen Körpern" getroffen habe.
Er sagte, das käme daher, Weil er alles nach dem Auge
male und nie nachmesse. So sei esauch für den Be-
schauer unmöglich, mit dem Mafsstab nachzumessen.
Bei Statuen könne man allenfalls messen, aber auch nur
gewisse unveränderliche Punkte, im Bild jedoch sei rein
nichts mefsbar. 'Fängt man erst an, den Mafsstab zu
brauchen, so thut. man vieles dem berechnenden Ver-
stand zu Liebe, was man nach dem malerischen Gefühl
und nach der für das Auge sich plastisch wahr aus-
nehmenden Erscheinung, die im Bilde immer das Mafs-
gebende ist, nie thun würde, und zuletzt verliert man in
der Regel das ganze Konzept.
Meinen Kopf, der immer noch nicht recht in der
Verkürzung ist, solle ich mir einmal auf Papier zeichnen
und dabei von_ der Konstruktion ausgehen. Wenn ich
den Kopf dann abermale, müsse beides Hand in Hand
gehen: die Vorstellung des Wesens" und die Beachtung
der Konstruktion; wolle man von letzterer ausgehen, so
wäre das ebenso fehlerhaft, als das oben besprochene
Nachmessen.
10. März 69.
Er hätte. beirn Quellbilde diese Erfahrung gemacht:
ein hübscher junge neben einem hübschen jungen Mädchen