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Durch diese Veränderungen ist der Faun nun gegen
die Nymphe .scheinbar etwas vorgedrängt worden, da der
an der Felswand hervorwachsende Rosenbusch den Ort
des Faun zu bestimmen scheint. Ich äufserte dies, worauf
Böcklin entgegnete: Er rechne nie so dem Ort der Gegen-
stände nach, sondern male nur nach dem Eindruck und
nach der inneren Vorstellung; das Andere finde sich von
selbst, und bei landschaftlichen Gegenständen habe man
willkürlichste Freihe-it. Er brauche nur die Felswand
stärker in das Bild hinein zu verkürzen, und die Sache sei
berichtigt.
18. Februar o9.
Böcklin erhielt heute von Schack zwei Photographien
seiner Bilder: Daphnis und zweite Villa am Meere.
Beide, besonders die letztere, sehr gelungen.
Die Villa am Meer habe er in drei Wochen
heruntergemalt. Sie ist fast schöner als die erste. Es
geht eine wunderbare Trauer und Melancholie durch das
Bild. Es scheint Scirocco und die Luft ist weifs, nach
unten grau, und hat oben lange Windstriche. Die
Cypressen und andere Bäume neigen sich stark, fast wie
bei Sciroccosturm. Böcklin scheint aber nicht gerade
Sturm gemeint zu haben, auch ist das Wasser ziemlich
ruhig. Er sagte: Bäume und Buschwerk am Meer sehen
immer wie vom Sturm bewegt aus, auch bei ruhigem
Wetter, und nun gar bei einem leisen Winde, wie er ihn
angenommen. Bei dem beständigen Windwehen vom Meere
her wachsen sie so phantastisch bewegt landeinwärts. In_
der Ostsee, bei Greifswald, soll es vorkommen, dafs