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Töne noch ruhiger und unbedeutender macht und in grofse
Ferne zurückwirft. Das Bild hat durch den Rahmen
unendlich gewonnen. Das lichte Blau im Bilde, besonders
das des Schleiers, wirkt ungemein zart und schön. Die
früher so starken Unterschiede im XVasser zwischen dem
Grünblau der Meeresfarbe und dem Violettblau der Wolken-
schatten (oder vielmehr Windstriche) erscheinen bedeutend
gemildert, und das rote Haar der Venus steht nicht mehr
allein; auch kommt die Venus mit ihrer Puttenbegleitung
noch plastischer vor; und Luft und Meer wird als etwas
dem Rahmen nicht Verwandtes und Leichteres weit zurück-
geworfen.
Böcklin sagt, er sähe, dafs er den Körper der Venus
noch heller malen müsse, und sein Licht noch feiner in den
Unterschieden. Die Halbtöne seien ihm viel zu stark.
Man kann nicht licht genug malen und nicht breit und
grofs genug in der Form gehen. Wie im Rahmen jetzt
das Bild weit aussähe und alle Einzelheiten klein! Beim
Malen erschienen ihm die Windstriche riesig grofs; jetzt
sindisie, da durch den Rahmen das Bild an Räumlichkeit
gewonnen, klein und nur angemessen. Man mag in einem
Bilde das Blau besonders (und überhaupt jede Farbe) noch
so leuchtend und hell hinsetzen, durch den Goldrahmen
wird sie doch gebrochen. So ist auch der Schaum der
Wellen (mit reinem Weil's gemalt) ein leichter, milder
im Vergleich zu dem Glanz des Go'ldes stumpfer Ton
geworden. Es mache sich schlecht, und man habe sich
davor zu hüten, Gelb in die Nähe des Rahmens zu bringen,
man müsse es mehr für die Mitte des Bildes bewahren.