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Man könne ein Bild in ganz einfachen Farben fertig
machen und brauche gar nicht so starke Farbmittel, wie
Z. B. grün Zinnober zum Gras, blau gemalte Luft etc.
Es würde vielleicht nie einer darauf kommen, "solche Mittel
anzuwenden, aber das Studienmalen sei der Verderb.
Er würde gewifs nie mehr sich Studien zu einem Bilde
malen, auch überhaupt nicht. Sie nützen einem wenig,
und fast nie finde man Gelegenheit, sie anzuwenden. Beim
Bildmalen jedoch erinnere man sich dann der gebrauchten
Farben und Mischungen und verderbe leicht damit die
imaginäre Skala des Bildes. In Studien pflegt man alles
S0 nachzumalen, wie man es sieht. Man nimmt nicht
Anstand, grüne Wiesen, daneben Wasser mit blauem Luft-
reüex, weifse Kiesbänke, blaue Luft neben einander zu
setzen, wenn man es vor sich gerade so sieht. Die Form
ist die allergrößte Hauptsache in der Malerei, darum sollte
man von der Natur nur Zeichnungen machen. Man sollte
überhaupt Studien nur machen, um das Wesen einer Sache
Zu ergründen und um ihrer Form und Charakteristik auf-
merksam nachgehen zu können; nachher solle man aber
Sie nicht wieder ansehen.
Februar
Das Bild der Anadyomene erhielt heute seinen
Goldrahme n. Starker Glanz in der Hohlkehle; über-
haupt viel Glanz, der durch die vertiefte, stumpfe und
dunkle Fläche nur noch gesteigert Wird. An der gegen
das Bild stofsenden Fläche eine glänzende Perlschnur, die
SChnurrrrr um das Bild läuft und die danebenstehenden