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Mund richtig, der andere verfehlt. Der eine beschrieb
ihn als gesund von Farbe, und als Böcklin ihn so malte
und sein gegenwärtiges bleiches Aussehen auf seinen
kranken Zustand schob, fand man ihn nachher zu rot.
Das Bild ist ein Muster von Enthaltsamkeit und Wirkt
farbig fast ohne Farbmittel. Böcklin will es jedoch noch
farbig übermalen, obgleich er es gestern für beinahe fertig
erklärte. Obwohl kleine Einzelheiten, wie Augenlider etc.,
fast gar nicht gemalt sind, wirkt das Bild dennoch fertig.
Was er nicht wisse und auf der Photographie nicht er-
kennen könne, male er nicht.
Im Anfang müsse man sich ganz energisch vor
Dunkel und vor Farbe hüten, bis das Bild in Komposition
und Form ganz unzweifelhaft und völlig durchgebildet da-
steht, und auch beim Fertigmachen des Bildes und beim
Zusammenstimmen soll man nur soviel Farbe dazufügen,
als die äufserste Notwendigkeit verlangt. Zu Anfang und
auch später nicht mit höchster Vorsicht gebraucht, zer-
stört Dunkel und Farbe leicht den ganzen Zusammenhang
und die Entwickelung eines Bildes für immer. Es ist in der
Natur wie auch im Bilde alles nur relativ: Die Beziehungen
von Farbig und Farblos, von Hell und Dunkel, von
Warm und Kalt. Er habe das auch bei diesem Porträt
wieder gesehen, bei dem er den Rock in sehr gemäfsigtem
Grau angelegt habe, die dazu gemalte Umgebung aber
lasse es völlig schwarz erscheinen.