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Magdalena ungleich bedeutungsvoller und extremer sind.
Burckhardt erkannte den Eindruck des Bildes an, meinte
aber, es wäre aus einer Zeit der deutschen Schule, wo
eben alles erlaubt gewesen.
Burckhardt erzählte ferner noch von einer entzücken-
den Landschaft aus dem Sabinergebirge, die Frau
Bürgermeister Sarasin besäfse: Eine Quelle unter grünem
Zeug, darüber hohe dunkle Bäume und über diesen oben
das ferne Gebirge; es sei auch eine Figur darauf, aber
nur, um den Gegenständen einen Mafsstab zu geben.
Das Oktoberfest habe Böcklin das zweite Mal
unendlich schöner gemalt. Nur fände er die kalte, frostige
Morgenstimmung nicht glücklich und wünsche in der
"Landschaft mehr Ruhe. Die Nachmittagsstimmung des
ersten fände er schöner und angemessener. Dieses zweite
Bild sei jedoch voll schöner, neuer und origineller Züge.
Ganz entzückend wäre vorne die Gruppe des blinden
alten Sängers, der zu einer Art Lyra singt. Ein junges
Mädchen, das abgeschickt, ihm einen Trunk zu bringen,
lehnt sich zuhörend an die Thüre, und um zu zeigen, dafs
sie ganz der Musik hingegeben und versunken ist, hält
sie den Teller mit dem Becher Wein schief geneigt. (Im
Besitz von Fräulein Preiswerck.)
Den Petrarca bewunderte Burckhardt sehr, nur wäre
es ihm lieber, wenn es überhaupt nur ein Dichter in der
Einsamkeit wäre und nicht gerade ein Petrarca, wobei
vielleicht noch vom Publikum verlangt würde, dafs es sich
"dieses oder jenes ins Gedächtnis zurückrufen solle, was
ies von Petrarca einmal gelesen. (Ungerechtfertigt!)