Volltext: Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren 1866, 1868, 1869 über Arnold Böcklin

281 
dann rötlichgraue Blüten der zweiten Schlingpiianze, 
endlich die Eichcnkrone ganz einfach. Schliefslich hilft 
auch noch die Farbe des Laubes: Vorn erst graugrüne 
Canna, dann das Kalt-Mittelgrün der Schlingpüanze, 
endlich das Bräunlich-Graugrün der Eichen. Um zu zeigen, 
dafs der hintere Baum trotz, seines knorrigen Wuchses 
nur klein und den Figuren entsprechend ist, hat Böcklin 
die grofsblätterige, herzförmige Schlingpflanze an den 
Zweigen hinaufranken lassen. An den oberen Rand stöfst 
kein Blau, sondern grauweifser, sehr feiner Stratus. 
Februar 
Professor Jakob Burckhardt, den ich heute beim 
Biere allein antraf, erzählte verschiedenes von Böcklin. 
Beim Bilde sChristus und Magdalenarr habe er ihn 
veranlafst, den Kopf des Christus zu drehen. Böcklin 
habe den Christus zuerst ganz steif gehabt; Kopf im 
Profil undgerade nach oben gewendet. Burckhardt habe 
ihn schlaff haben wollen, Wie ihn die Maler des Cinqu e- 
Cento gemacht haben. Böcklin jedoch hätte gemeint, 
dann sähe er aus wie ein Schlafenden Burckhardt: man 
müsse der Kunst Konzessionen machen und das Herbe 
versüfsen! Worauf Böcklin geantwortet: Heutzutage gäbe 
es leider sehr viele, die nur von solchen Konzessionen 
lebten. Man müsse ein Sujet gerade ganz schroff wahr 
hinstellen, dann schlüge es durch. 
Böcklin War der Ausdruck des Bildes noch lange 
nicht herb genug, wie er zu mir geäufsert hat. Er ge- 
dachte des Bildes von Grünewald, wo Christus und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.