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dann rötlichgraue Blüten der zweiten Schlingpiianze,
endlich die Eichcnkrone ganz einfach. Schliefslich hilft
auch noch die Farbe des Laubes: Vorn erst graugrüne
Canna, dann das Kalt-Mittelgrün der Schlingpüanze,
endlich das Bräunlich-Graugrün der Eichen. Um zu zeigen,
dafs der hintere Baum trotz, seines knorrigen Wuchses
nur klein und den Figuren entsprechend ist, hat Böcklin
die grofsblätterige, herzförmige Schlingpflanze an den
Zweigen hinaufranken lassen. An den oberen Rand stöfst
kein Blau, sondern grauweifser, sehr feiner Stratus.
Februar
Professor Jakob Burckhardt, den ich heute beim
Biere allein antraf, erzählte verschiedenes von Böcklin.
Beim Bilde sChristus und Magdalenarr habe er ihn
veranlafst, den Kopf des Christus zu drehen. Böcklin
habe den Christus zuerst ganz steif gehabt; Kopf im
Profil undgerade nach oben gewendet. Burckhardt habe
ihn schlaff haben wollen, Wie ihn die Maler des Cinqu e-
Cento gemacht haben. Böcklin jedoch hätte gemeint,
dann sähe er aus wie ein Schlafenden Burckhardt: man
müsse der Kunst Konzessionen machen und das Herbe
versüfsen! Worauf Böcklin geantwortet: Heutzutage gäbe
es leider sehr viele, die nur von solchen Konzessionen
lebten. Man müsse ein Sujet gerade ganz schroff wahr
hinstellen, dann schlüge es durch.
Böcklin War der Ausdruck des Bildes noch lange
nicht herb genug, wie er zu mir geäufsert hat. Er ge-
dachte des Bildes von Grünewald, wo Christus und