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In diesem Sinne hat Böcklin sein Quellbild an-
gelegt: Tausende von kleinen liebenswürdigen Motiven.
Eckig ausgebrochener Fels, auf mannigfache Weise belebt.
Felsrisse. Hier sprühend wachsendes, feines Gras, da
eine Fülle von Blumen, blau, gelb und weifs, zuweilen zu
Hauf, zuweilen einzeln (z. B. wenige, aber "präzis gezeich-
nete Gänseblümchen), in den Felsritzen eine Fülle von
runden Blättern, von der Feuchtigkeit auf dunkelviolettem
Moose erzeugt. Auf der kalt dunkelgrauen Felsiläche
Moose und Flechten, bald hell, bald dunkel, bald weifs,
farbiggrün oder dunkelviolett. An den Stellen, die durch
das Wasser angenäfst werden, sind schlammige, lang-
hängende grüne Flechten, kleine runde Blättchen, durch
das Wasser erzeugt, üppig grünes Moos und Gras. Nahe
Gegenstände, z. B. Felsen, sind wie mit einem farbig
grünen Schimmel überzogen. Unten an überhängenden
Seiten der Felsbildungen zuweilen Capello di Venere.
Im Felsen unbestimmte Risse und Flächen hin und her
(unsicher, damit sie noch einer Entwicklung fähig sind),
bald fahlgrau, bald, und besonders an den Unterseiten
des Gesteins, farbigem, warm gelbliehbraunem Lokal-
m11 Moos wie Sammet, schmale hellgelbgrüne Licht-
kanten am Rande, vorn tief farbig braungrüner Lokalton.
Sehr lebendig und in Heckigem Farbenauftrag sind auch
Luft und Wolken angelegt und auch Fleisch, Haar und
Gewand nach Möglichkeit locker begonnen.
Bei der Anadyo mene besonders hat Böcklin in Luft
und Meer auf lockern Vortrag gesehen. So einfache ruhige
Fläßhen könnten sonst leicht tot und unlebendig aussehe-n.
SCHICK, aÖcKuN TAGEBUCH 13