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Vor etwa 6 Jahren Wurde in Deutschland ein angeb-
lich enkaustisch gemaltes antikes Bild (auf Schiefer-
platte) gezeigt, das in Cortona ausgegraben worden. Es
stellte Cleopatra vor und machte viel Aufsehen. Es ist
damals auch viel darüber geschrieben worden, aber von
Nichtkünstlern (Wie Wiegmann u. a). Das Schöne, Frische
und Rätselhafte der Erscheinung-wurde gerühmt. Man
konnte sich die zarte Behandlungsweise der Farben nicht
erklären. Böcklin sah es nicht.
Gestern am 31. Dezember, mit Jahresschlufs, hat
Böcklin das erste Museumsfresko vollendet. Die
Feuchtigkeit des Bildes senkte sich Während des Malens
am untern Stück herunter, so dafs es in hellen Wasser-
tropfen an vielen Orten auszuschwitzen schien. Obwohl
das Heruntersenken der Feuchtigkeit nicht zu bestreiten
war, so meinte Böcklin ein anderes Mal doch, es sei
nur ein Niederschlag von aufsen auf der gebildeten Kalk-
haut; denn sowie er über eine solche Stelle mit dem
Spachtel reibe, schlucke sie alles XVasser in sich ein.
Der erste Triton mit der Muschel: bräunlichrot, von
der Sonne verbrannt. Der zweite bleichgrünlich mit frosch-
artig weifsem, weichlichem Bauch. Unter dem Bauch auch
noch eine breite Fettfalte, die zu den Pferdebeinen über-
leitet. Der dritte Triton ähnlich dem ersten: sonnver-
brannt, kräftig, bräunlich rot. Pferdeleib: schwarzgrau.
Die Muschel austerartig schichtig oder vielmehr stufig.
Den Schlagschatten in der Tritonengruppe hat Böcklin
ein ganz tiefes, kräftiges Braun gegeben, um die Gestalten