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nun Leim oder Ei das Bindemittel, so hätte dies ja vom
Kalk Zerstörung erleiden müssen. (Kann denn aber nicht
das Weifs aus altem, hartgewordenem und dann zer-
mahlenem Kalk bestehen, der sich als weifses, indifferentes
Pulver verhalten und auf das Bindemittel keinen chemischen
EinHufs mehr ausüben würde?) Das Bild des Telephus
ist sicher Fresko.
Dezember
Böcklin hat nun die Figur der Magna parens gemalt
mit ihrem kaltvioletten Mantel. (Den Körper des Weibes
hat Böcklin etwas voller gehalten als auf der Zeichnung.)
Die Stimmung des ganzen obern Bildes bewegt sich nun
fast nur in Weil's, Grau, Graublau, heller Fleischfarbe, Violett
und Blau, so dafs manjetztcdas Bedürfnis empfindet nach
andern Farben wie Grün, Gelb und Braun. (Farben, die
um Gelb liegen, was oben gar nicht vertreten ist, nur in
der Fackel und in den gelblichen Haaren.) Vermutlich wird
Böcklin diese Farben in den Tritonen bringen.
Zum Gewand wurden 4 oder eigentlich ö Töne ge-
mischt: ein dunklerer und ein hellerer Mittelton, Licht, ganz
helles, fast weifses Licht und Faltentiefe und Reflex. Böcklin
läfst nun die seitlichen Stücke ansetzen und wird sie wohl
mit
der
unteren
Luft
ZUSBJTIUICH
malen.
Ietzt verstehe er erst, warum Vitruv gar nicht sagt,
man müsse sich beim Malen beeilen. Der Grund, wenn
er so wie dieser zubereitet ist, schluckt und bindet wohl
fast 14 Tage (d. h. mit Kalk gemischte Farben). XVas
Böcklin vorgestern auf fünf Tage altem Grunde mit kalk-