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Späterer Zusatz vom 11. Dezember:
Die Ursache des langen Weichbleibens war in den
vorletzten Lagen, die vor späterem Auftrag schon eine
gewisse Festigkeit haben mufsten, die aber noch weich
waren. Ein anderes Stück, das heute mehr nach Vor-
schrift aufgetragen wurde, gelang besser. Böcklin liefs
es diesmal auch nicht schlagen, sondern einfach fest-
drücken und fest verstreichen. (Es streicht sich der
Marmorkalk anfangs wie Butter auf, verdichtet sich aber
schon während des Aufstreichens. Auch die vorletzten
Lagen Waren diesmal nicht geschlagen worden; Böcklin
meinte, sie würden schon allein vom festen Auftrag und
vom festen Verreiben hart.)
Dezember
An der Schulter hatte Böcklin etwas korrigieren wollen.
Das gereute ihn aber nachher, weil durch solche Aende-
rungen das Auftrocknen unberechenbar würde. Er äusserte:
"Austlicken ist immer schlimm". Man sollte alles in
einem Flufs malen und mit einer Ueberzeugung, dal's man
schwören könnte, es würde gerade so, wie man es sich
gedacht und wie man es beabsichtigt habe.
Böcklin sprach über verschiedene deutsche Künstler.
Sie hätten es sich allezeit bequem gemacht, Abend für
Abend in der Osteria gesessen und sich nie etwas ab-
gehen lassen, anstatt zu Haus ihren Geist durch Lesen
empfänglicher und schöpferischer zu bilden. Nie hätten
sie versucht, einmal bei asketischer Entsagung einem
höheren Zweck nachzugehen. Ueber Rafael und andere