235
hat es sehr gut gethan, als Böcklin die Farbe des Gewandes
als ganz hell kalt violettroten Ton neben die Wange setzte,
die plastisch wurde, als sie sich dunkel dagegen model-
lierte, und durch das kalte Violettrosa des Gewandes er-
hielt das Gesicht einen sanften, (um eine Spur) wärmeren
Anflug im Fleischton.
3. Dezember o8.
Böcklin hat die Farbe des Gewandes geändert; statt
hell lebhaft kalt rot und brillant leuchtend hat er es
heute mit dem kalt dunkel violett Eisenoxyd gemalt, die
breiten Lichter aber ganz hell kaltviolett. XVarum? sagte
er nicht; er äufserte nur: der Entschlufs sei ihm schwer
geworden, es sei aber notwendig gewesen. Er gewann
dadurch für das Fleisch einen sanften, warmen, etwas ab--
getönten Schein, besonders durch die breit und glänzend
hell violetten Lichter des Gewandes, die heller als der
Gesamtton des Fleisches, in welchem die Lichter jedoch
gleichwertig, vielleicht sogar eine Spur heller sind. Die
Luft erscheint neben dieser Gewandfarbe wie ein mildes,
warmes Graublau (trocken und ziemlich hell).
An den Falten hat Böcklin das Hinterflattern sehr
energisch durch breite Seitenflächen bezeichnet.
Böcklin sagt, er hätte die Erfahrung gemacht, dafs
man auch über 5-6 Tage alte Stellen noch malen kann,
sobald man die Farben mit Kalk mischt, überhaupt-so
lange, als die Wand noch nicht auszuschwitzen anfängt.