23I
kalkes beinahe nie zu vermeiden ist. Dadurch gelang es
nun auch Böcklin, den Gipser zu überzeugen, so dass er in
Zukunft nun wohl Vitruvs Anweisung, fünf Lagen zu machen,
Wodurch die Risse vermieden werden, befolgen wird. jede
Schicht braucht wohl einen Tag Zeit, um erst eine gewisse
Konsistenz und die zum neuen Auftrag oder Malen nötige
Festigkeit zu erlangen.
Heute (Sonnabend) Nachmittag hat Böcklin den Kopf
der Magna parens gemalt; einen lichten grünlich-blauen
Mädchenkopf von entzückendem Ausdruck, begeistert auf-
schauend mit leichtem Lächeln. Er hat das Gesicht mit
einem kalt grünlichgrauen Ton dünn lasierend modelliert
(nach seiner Aussage grüne Erde, etwas gebrannte grüne
Erde, ein wenig Schwarz und ein wenig NVeifs). Wo sich
die Modellation (bei Stirn und Wange z. B.) dem Licht
näherte, hat er in Rechnung auf den Lichtton, der darüber
kommen wird, etwas blau Ultramarin dazu genommen.
Haare ganz hell grünlichblond, im Licht fast weiss. Augen-
sterne licht, eher bräunlich. Er sagt, er wolle ganz
lasierend beginnen und von der plastischen Wirkung beim
Malen absehen. Ausdruck und Form in den Gesichts-
zügen mufs vielmehr herausgefühlt werden; dann erreiche
er sicherer die Erscheinung, die ihm im Geiste vor-
schwebe, als wenn er anflnge z. B. die Formen der Nase
mit realistischen Schlagschatten, Glanzlichtern etc. frappant
herauszumodellieren, wie Guercino und seine Zeit-
genossen gethan. Das würde seinem Bilde den Zauber
nehmen, es prosaisch machen und das Urteil der Leute
herausfordern. In der ganzen Zeit des Guercino und