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" Dieser kohlensaurle lKalk hat. die Eigentümlichkcit,
bei Bildung einer kryirstallischen Oberfläche alle staub-
förmigen Körper zu umschliefsen, die init dieser in Be-
rührungßkömmen. Werden Farben zu dick aufgetragen;
so wird nur gerade so iviel gebundenu als mit dem Kalk
in die nächste" Verbindung kam (also die allerunterste
Schicht); die überschüssige Farbe wird sich, wenn sie
trocken ist, abstäuben lassen.
November
Böcklin bewunderte sehr den Stich nach Paul
Ver o nes es Famiglia Cuccina, der in einer Kunsthandlung
ausgestellt War. Er nannte das Bild ganz herrlich in der
Erscheinung. Es sei nur Wunderbar, Wie er bei den
nichtssagenden faden Haltungen der Figuren das Bild zu
so prächtiger Wirkung gebracht. Es habe ihn überall
nur das Malerische geleitet, und Wie eines gut zum andern
stehe. In den dargestellten Motiiren zeige Veronesc
(auch Tizian) niemals Humor, und nur die Heiterkeit der
dekorativen Erscheinung, Wonach er allein gestrebt zu
haben scheint, risse ihn oft fort. Rafael dagegegen sei
immerfort voll Heiterkeit, voll guten Humors undifröh-
licher Eintälle gewesen, und es giebt nur Wenige NVerke
von ihm, die dies nicht bezeugen;
Diese Heiterkeit im Leben und in der Kunst zu
suchen, muntert Böcklin immer Wieder von neuem auf.
Sie Wäre es auch, die ihm Hebel so Wert mache und
ihn oft anderen gröfseren Dichtern vorziehen lasse."