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Bei seiner Magdalena habe er besonders sich
bemüht, das Schluchzen und das Verziehen des Mundes
auszudrücken. Er fand wenig Modell dazu: eine mit
sehr schönen blonden Haaren und feinem Teint (eine
Kellnerin, sonst häfslich), eine andere zu Gesicht und
Hals. Schliefslich mufste er aber doch alles aus dem
Kopf malen und mufste besonders das Schluchzen an
sich selbst im Spiegel studieren.
Die Studien zum Christus habe er im Leichen-
hause gemacht.
Als Böcklin einmal (mit Kopf und mir) im Museum
war, sagte er, es gereue ihn, die Beine nicht ganz gemalt
zu haben. Indem er ausschliefslich immer nur an den
Ausdruck dachte und an die Empfindung, die er hinein-
bringen wollte, habe er das Dekorative zu sehr aus den
Augen verloren.
20. November 68.
Böcklin sprach gestern mit einem Physiker über das
Freskomalen.
Bei der Bildung des kohlensauren Kalks (des
Kalkhäutchens) fmdet keine örtliche Veränderung oder
Bewegung der Atome statt, sondern nur eine innere
chemische Verwandlung. Es mufs ähnlich der Eisbildung
sein, und bei der Bildung des Häutchens müssen sich in
gleicher Weise die Atome mehr zusamrnendrängen und
dichter schliefsen; und daher kommt wohl auch
die gröfsere Glätte und der Glanz des verwandelten
Kalks.