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Bevor man eine Komposition entwirft, mufs man sie
in Gedanken reif und lebhaft empfunden haben. Glückt
sie dann nicht beim ersten Entwurf, so soll man nicht
daran herumbessern und herumversuchen, sondern ihn
liegen lassen und noch schärfer sich hineindenken und noch
ein Mal entwerfen.
Böcklin erzählte aus seinem Leben. Er kam nach
Düsseldorf und trat in die Malklasse des Malers
Hildebrandt ein. Der Landschafter Schirmer Wurde auf
ihn aufmerksam und veranlafste ihn, in seine Klasse einzu-
treten. Als Böcklin aber vom Neid der Mitschüler Aergernis
zu dulden hatte, riet ihm Schirmer selbst, überhaupt von
Düsseldorf fortzugehen, nach Belgien. Der Verkauf eines
Bildes hatte ihm etwa 40 Thlr. eingebracht. Das gab ihm
Mut, und in Belgien begünstigte ihn das Glück. Er
zeichnete im Museum Köpfe nach Tizian (in Schwarz,
Kreide- und Rotstift), und diese kaufte ihm ein alter Herr
ab. (Ch ap u y, ehemals Vergolder, später zu grofser Wohl-
habenheit gelangt. Dieser empfahl ihn an Bekannte in
Antwerpen, Wo er einige Wochen blieb.) Dann ging er,
um Studien zu machen, nach dem Genfersee und blieb
vom September bis Januar in Genf Dann, mit geringen
Ersparnissen, über Basel nach Paris.
Nach einiger Zeit (vielleicht nach einem halben Jahr?)
kehrte er nach Basel zurück, blieb hier ein halbes Jahr
und ging dann nach It alie n. Das sei nun mit allen seinen
Eindrücken auf ihn eingestürmt.