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ist gegen Rubens' Arbeiten nüchtern gegeben, und Tizians
Bilder enthalten wohl oft einen anmutigen Zauber, aber
nicht wie Rubens' Bilder frisch sprudelndes Leben. Es ist
etwas überaus Herrliches bei Weibern, die etwas dick
geworden sind," die Gröfse und Einfachheit der fetten
Formen zu sehen, die kaum noch die Knochen und
Muskeln darunter an einigen wenigen Stellen durchahnen
lassen.
Man müsse sich beim Malen der Bilder (auch kleinerer)
immer vorstellen, man habe die Wand eines Hauses zu
bemalen.
Mein Grabmal Wäre besser für doppelte Gröfse. Man
solle nicht zu einem schon fertigen Projekt einen Rahmen
anschaffen, sondern nach Gröfse und Format des Rahmens.
sein Bild einrichten und selbst den Stoff erfinden.
Seine „Geburt der Venus" habe er für das Format
des Rahmens erfunden, den ereigentlich für seinen Medus a'
Entwurf bestellt hatte.
Man kann es oft bei andern Malern bemerken, wie
der Zwang, etwas in ein gegebenes Format zu-
komponieren, fast stets günstig auf die Erfindung wirkt.
S0 sei eine von Gunkels besten Arbeiten ein Lampen-
schirm gewesen, auf den er einen Apollo komponiert hatte-
Seiner wHermannsschlachtk dagegen hat er eine viel zu
grofse Luft gegeben. Gunkel hatte sich dabei auf Rafaels
Konstantinschlacht berufen, die ist aber in dieser Be-
ziehung auch nicht gerade glücklich und hat ebenfalls
zu viel Luft, obwohl oben noch eine Engelsgruppe.