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In grofser Helligkeit gemalt, stehen verschiedene oft
entgegengesetzte Farben gar nicht mehr unharmonisch. Je
satter und brillanter die Farben werden, desto mehr geht
ihre Wirkung auseinander und desto fühlbarer und Oft
unangenehmer wird ihre Dissonanz, die nach dem Schatten
Zu wieder abnimmt (z. B. die gelbe Hand des David und
daneben das hellblauviolette Licht des rotseidenen Mantels).
Vergoldung hat etwas Poetisches, Geheimnisvolles
und entzieht das Bild der greifbaren Wirklichkeit. Fast
alle Farben haben wir in ziemlicher Brillanz, nur im Licht
reichen unsere Farbenmittel nicht aus. Wendet mannun
wirkliche Vergoldungen an, so bringt man die Scala eines
Bildes zu einem gröfserexi Umfang und versetzt die ganze
übrige lllalerei in ein dämmeriges Halbdunkel. Die Ver-
gQlClllng (Muschelgold, a Muschel 60 Cent.) an Sandale
und Krone Davids erwies sich (schon wegen der Rauheit
der Oberfläche) als nicht recht wirksam. Weit brillanter
und Wirksamer war es, als Krone und der Knopf der Harfe
nachher mit Farben gemalt wurden. (Mittelton: reiner
Ocker; Licht: Cadmium und viel Weifs; fetter markiger
Auftrag.)
Man mufs im Freskomalen eine bestimmte Behand-
lungsweise als Prinzip festhalten: Erst mit einem etwas
dunkleren Mittelton die Schatten, ein wenig von den
Halbschatten und ganz dünn über das ganze Licht; dann
mit einem ganz leichten, hellen, fast wässerigen Ton über
das Licht und zurück bis in die Schatten modellieren.
Dann, fest und keck, das höchste Licht darauf, endlich
die Schatten.