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frieden, wie vortrefflich das Bild sich gehalten hätte. Es
ist in reiner Enkaustik gemalt (eine Malweise, in welcher
die heutige Kunst noch gar keine Erfahrungen gemacht hat,
über deren Bewährung aber auch er noch nichts wufste),
doch sei das Bild nach all diesen Jahren noch so frisch,
als sei es eben erst vollendet, und von einer Leuchtkraft
der Farben, die in Oel unerreichbar ist. Das blaue Kopf-
tuch, das er mit Ultramarin- und Indigo-Lasur gemalt,
sei prächtig leuchtend, die Vergoldungen im gemusterten
Tuch um die Haare so glänzend wie vorher.
Böcklin erzählte darauf einiges von der Technik, die
er bei diesem Bilde angewandt. Es sei auf grundierte
Leinwand gemalt, auf die er die Farben heifs aufgetragen
und mit einem Krummspachtel verbreitet und in einander
verschmolzen hatte. Anfangs schlugen die Farben ein
und wurden stumpf, da erwärmte er die Rückseite der
Leinwand über einem Kohlenfeuer, so dafs das Wachsharz
durch sie durchschmolz, und überzog damit das Bild auch
auf der Rückseite. Durch das Erwärmen wurden auch alle
Farben auf dem Bilde wieder flüssig oder doch weich
und liefsen sich aufs Neue besser in einander vertreiben.
Böcklin wiederholte dann das letztere Experiment, so oft
besseres Verschmelzen oder Vertreiben nötig War. Wurde
beim Malen die Spitze des Spachtels zu kalt, so konnte er
noch die hintere Seite des Eisens brauchen. Die gebrauchten
Harze waren Kopal und sehr wenig Terpentin. (Kopal 21
Pessence und Terpentin nur zum Auflösen des Wachs.)
Mit diesen zusammen schmolz und rieb er die Farbe und
t-hat
dann
in
das
Farbtöpfchen
ZU
jeder
Farbe
nur Wenig