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5. Oktober 68.
Böcklin äufserte, man müsse sorgen, dafs der Unter-
grund hinreichend genäfst Werde und hinreichend stark
der Kalk frisch aufgetragen sei und dann, nachdem man
vorher genaue Studien zu seinem Bilde gemacht habe,
das ganze Bild in einem Zug ohne Ansätze heruntermalen.
Der Kalk würde dann schon 3-4 Tage lang nachbinden,
so dal's man das Bild leidlich vollenden könne. Das
Skizzenhafte (jedoch dabei der einheitliche Gufs des Ganzen)
befriedigt den Beschauer mehr als das mühsame Aus-
retouchieren und Detaillieren, das zur Kritik des Ausführungs-
grades auffordert. S0 habe beim ersten Fresko noch
keiner etwas über die Luft bemerkt, während man bei
der Detaillierung der unteren Sachen gewifs leichter zum
Kritteln geneigt sein würde. Nach obiger Weise Will
Böcklin das Mittelbild malen.
Beim Malen der Bäume des
zweiten Bildes
machte
Böcklin mich darauf aufmerksam, wie man den farbigen
Lokalton der Bäume neben das Licht der Luft setzen könne,
ohne dieser das Leuchten zu benehmen und ohne dafs
der Baum zu hart farbig aussähe. Das Wolkenlicht im
Fresko hat fast solch ein Leuchten, dafs es die Bäumc
wie ein wirkliches Licht überstrahlt und so einen ähnlichen
Effekt hervorbringt, wie man ihn beim Oelmalen nur durch
Nebenstellen von gebrochenen Farben neben der Luft er-
reichen kann. Böcklin wies aufseixlen hellgelben herbst-
lichen Zweig, der vor einem lxVolkenlicht stand und dem
Leuchten des Luftlichts gar nicht schadete. Das wäre
in Oelfarben schwerlich malbar, für Fresko aber ganz