158
Himmelston als warm hellgelb auf kalt grau stehen
müfsten. Es käme beim Fresko mehr als beim Oelmalen
überhaupt nur darauf an, dafs man über Licht und Schatten
in allen Teilen ganz klar sei und darüber, ob etwas Warm
gegen Kalt oder umgekehrt stehen müfste. Die feinen
Nuancen könne man nicht berechnen, da man sie gar nicht
so in der Gewalt hätte. Dasselbe gilt auch von den
Oelbildern, überhaupt von jeder andern Technik. Das sei
ihm heute recht klar geworden, als er den Maler Burck-
hardt (Tiermaler) besuchte. Er hatte eine Schneelandschaft
mit zwei Rehen im Vordergrunde gemalt, von denen das
eine verwundet stürzt. Fern der Rauch eines Schusses
zwischen den Bäumen. Burckhardt klagte, er könne keine
Wirkung in das Bild bringen und wüfste nicht, woran das
läge. (Die Luft bildete nur eine ganz kleine obere Ecke
im Bilde.) Böcklin bat sich Kreide aus und zog die Luft
etwas herunter, und sogleich sah das Bild fertig und
wirkungsvoll aus, und die Ausführung des Vordergrundes,
die auch erst bedeutungslos schien, wurde nun hinreichend.
Böcklin meinte, es käme nun gar nicht weiter darauf
an, ob Burckhardt die Luft warm, gelb oder kalt halte,
genug, dafs er das Licht bewahre, sein Bild wird dann
immer einen fertigen Eindruck machen. Die Farbe sei
bei jeder Malart etwas Sekundäres; beginnt man mit
ganz neutralen Tönen und führt die Farbe ein, wenn
man die Licht- und Schattenwirkung erst klar hat, so
werden die feinen Uebergänge und Mitteltöne sich von
selbst machen. Durch das Suchen nach kleinen Tönchen
und zu subtilen Abstimmungen verliere man in der Regel