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August
Auf Böcklins Rat versuchte ich für das Porträt, das
ich nach Michelina malen wollte, eine skizzierte An-
ordnung zu entwerfen. Er bemerkte dazu:
Man dürfe nur eine solche Stellung malen, die sich im
Bilde selbst erkläre, nicht Aufstützungen oder dergleichen,
deren Erklärung ausserhalb des Bildes liege.
Nicht einmal das Sitzen würde sich im Brustbilde
erklären. Keine Verschiebung der Schulter nur per-
spektivische. Die Haltung mufs einen einfach klaren
Schwung haben. Keine gebrochene Mittellinie.
Als ich zu meinem Entwurf bemerkte, ich hätte sie
halbentkleidet, vielleicht vor dem Bade sinnend vor sich
hinsehend gedacht, antwortete Böcklin: D er Maler soll
sich nichts dabei denken, sondern nur seinem male-
rischen Eindruck nachgehen. Dieses Sich-dabei-denken
hätten die Kunstgelehrten aufgebracht.
Auch solle ich beim Beginn nicht an Farbe, sondern
nur an Lichtwirkung denken.
August
Böcklin notierte für mich nachstehende Bemerkungen
und Folgerungen. Es sind Erfahrungen und Beobachtungen,
die er vor Skulpturen, Bildern und in der Natur gemacht,
indem er sich immer fragte, Woher kommt es, dal's diese
Sache mir solchen Eindruck macht:
Das Niedliche kann nicht grosse Massen haben, sonst
hört es auf, niedlich zu sein. Grosse Massen sind ernst.
Ein lächelndes Gesicht Wirkt unharmonisch zu grofser