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Böcklin meinte, gerade auf diesem Wege, zu dem er
mich veranlafste, würde ein Bild viel eher dazu gelangen,
den Eindruck eines alten Bildes zu machen, indem es naiver
empfunden und dargestellt wäre. Und bei dem Bestreben,
es möglichst schön durchzubilden und anzuordnen, würde
das Bild viel eher den Eindruck der Einfachheit machen.
Es wird dann nicht direkt die Natur geben, wohl
aber den Eindruck, den wir von der Natur haben.
Man müsse sich nur immer über die Ursachen bewufst
und klar zu werden suchen: warum etwas schön
sei. Wie viele haben das Atelier voll schöner Studien,
arbeiten von früh bis spät und bringen doch nichts Ge-
scheites fertig, weil sie bei allem Fleifs sich doch nie
über die Ursachen der Schönheit klar geworden sind. Es
ist oft viel besser, keine Studien zu malen, sondern
sein Gedächtnifs zu üben suchen und alles von dem er-
wähnten Standpunkte aus zu beobachten. Dann kann man
auch getrost aus dem Kopfe malen, ohne zu befürchten,
manieriert oder allgemein zu werden. Die nur werden
manieriert, die sich mit einigen allgemeinen Erfahrungen
begnügen und diese auszubeuten suchen, ohne in der
Natur weiter zu streben.
Juli
Im allgemeinen sei die Kunst auf einer besseren,
selbständigeren Stufe, als früher, und es sei nicht zu be-
fürchten, dafs sie wieder in Manierismus zurückfalle.
Wir haben doch viele Künstler, die selbständig streben