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ausgehe, nämlich zum Grau. Wenn ich den Kopf der
Eleonore nur in schwachen Unterschieden, also grau, male,
so könnte ich mit wenig Farbenaufwand (etwas lichter
Ocker und etwas Weil's über die Schatten oder über die
gelberen Stellen des Fleisches, z. B. Schatten am Hals),
den Kopf vollenden.
29. Juni 66.
Ich hatte -das Kleid der Gräfin als die sprechendste
Farbe violett (erst braunrot) gemacht. Böcklin meinte,
das sei eine zu nüchterne Harmonie. Violett hätte nichts
sprechendes, da es eben nur die Ergänzungsfarbe zum
Grün wäre. Auch die lichten Partieen des Lorbeers, die
ich mit Schwarz und Weifs überschummert hatte, hätten
gegen die Luft nichts Sprechendes mehr.
Böcklin riet mir nun, die Gewänder zu malen. Man
müsse dabei aber nicht auf die Idee geführt werden, als
kämen sie aus dem Tuchladen und seien nach der Elle zu
messen. R afael und seine Schule wendeten auf farbigen
Stoffen oft andersfarbige Lichter an, um die Lokalfarbe
zu erhöhen, z. B. Gelb auf Violett oder Gelb auf Rot
später Goldlichter. Zuweilen findet man bei Kleiderkrämern
im Ghetto noch heute solche Stoffe, die z. B. rot sind und
beim Faltenbruch gelb zeigen. Die Art des Webens
ist folgende: Zwischen dem zweiteiligen Zettel wird der
Einschlag durchgeschossen, der durch den eigentümlichen
Wechsel, den der Webstuhl zwischen zwei Teilen des
Zettels bewerkstelligt, eingeüochten wird. Wenn nun der
Zettel dünnfadig und der Einschlag dickfadig ist, so