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Die manieristischen Nazarener machen es nach einer
alten Tradition von Rafael u. a. her von Anbeginn so, dafs
sie eine kleine Ferne mit zarten Bäumen neben Figuren
stellen, Weil die Figuren dadurch grofs werden. Es ist
aber nicht ratsam, dies als Prinzip zu brauchen. Es mufs
sich dies stets nach dem Wesen des Bildes richten. Man
erstaunt oft selbst, wie ein Bild so eine ganz veränderte
Gestalt bekommt. Auf jeden Fall aber ist es zum Vor-
teil des Bildes, wenn es durch die Hauptsache bedingt
worden ist.
I8. Juni 66.
Böcklin riet mir, der Prinzefs ein weil's und goldenes
Kleid zu geben. Als ich Widerstrebte und den Kopf vorm
Dunkel mehr als einzelne Helligkeit bewahren Wollte, meinte
er, es käme ja darauf nicht an, und ein solches Mittel
steigere die Bedeutung des Kopfes nicht. Viel wirksamer
Wäre es, wenn in der Nähe Härten stehen, die den Kopf
Weich und fleischig erscheinen lassen. Auf das Auge
des Beschauers Wirkt nur psychologisches Interesse, und
das müsse man stets im Auge haben.
Juni
Meine Figur sei zu tief geschürzt, das mache sie
modern. Die Griechinnen (Diana u. a.) schürzten sich
zweimal: erstens hätten sie ein kurzes Hemdchen gehabt,
ohne Aermel, das unter der Brust geschürzt war, zweitens
das Obergewand, das in der Gürtelgegend durch ein
Schurzband gehalten war, durch welches beim Aufschürzen
das Kleid hochgezogen wurde.