Tiefe Goldrahmen thun fast nie gut; auch braucht der
Rahmen nicht Bezug zum Zimmer zu haben, mufs aber
zum Bilde, auf das er zunächst wirkt, Bezug haben.
Bei seinem Petrarca-Bilde hatte Böcklin die Wein-
ranke wieder fortgestrichen und Etimmte an den Partieen
der immergrünen Eiche herum. Die Ranke mufste dann
frisch, ungequält und ungezwungen natürlich darauf gemalt
werden.
11. August 66.
Sein Dichter dürfe nicht auf einen Gegenstand im Bilde
sehen, sonst scheine er ihn Hxieren und zeichnen zu wollen,
da er Griffel und Papier halte. Dadurch, dafs er links zum
Bild herausblickt, sieht er unbestimmt und scheint zu sinnen.
Böcklin
hat
I2. August 66.
die YVeinrebe mit bewunderungswürdiger
Naturwahrheit gemalt.
Bei den verwelkenden Blättern eines Weinstocks werden
die gröfseren Blätter, die am Anfang einer Ranke sitzen,
grüngelb, die vorderen rot. Der Rand dorrt zuerst (gelb- und
rotrandige Blätter). Dieses Rot ist fast reiner Zinnober
oder Englisch Rot. Durch die gegenlaufende Richtung
der hinteren Aeste drückt sich sehr gut der Raum, die
Höhlung zwischen Reben und den Aesten aus.
Sehr glücklich hat Böcklin auch von der immergrünen
Eiche ein kleines Aestchen an der Felswand heraus und
nach dem Lichte zu wachsen lassen, wodurch sich das
SCHICK, BÖCKLlN-TAGEBLVCH 7