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das des Mooses und der Epheublätter etc. Alle diese
ungelösten Klänge, Disaccorde (wie man sagen möchte),
finden ihre Auflösung und Ergänzung weit weg in dem
wieder ziemlich alleinstehenden Rot des Dichters.
Alle schwachen Unterschiede (Sekunden), nicht auf-
gelöste Harmonieen stimmen traurig, auch solche, die ihre
Harmonieen weit weg in etwas ganz Verschiedenartigem
linden. Rosa und Grün z. B., Mennig und Weifs wirken
heiter. Schwarz und Gelb, Schwarz und Blaugrün, Violett
und Grün etc. stimmen traurig.
August
Böcklin erzählte von seinem ersten Piratenbilde
(das er in Weimar gemalt und das ja wohl jetzt im Be-
sitz des Groisherzogs von Baden ist). Er habe Mühe
gehabt, die Figuren in das richtige Verhältnis zu bringen,
dafs das Interesse an ihnen nicht das Interesse an der
Landschaft überwog, sondern sich nur als düsteres Mit-
klingen durch die Stimmung der Landschaft zog. ' Es
wurde ihm schwer, dafür das rechte Mafs zu finden.
Seinejagid de r Dia n a im Baseler Museum (13" lang
und circa hoch) hat er in Weimar in vier Sommer-
monaten gemalt eine Landschaft, sehr ausgeführt, mit
Bäumen und Schilf und drei vorbeieilenden, einen Hirsch
verfolgenden Diananymphen. Er führte dies an, um zu
Sagen, wie viel man leisten könne, wenn man gut an-
geregt ist und die verkörperte Erscheinung des Bildes
innerlich klar vor Augen hat.