entwickelt, und einer, der zu Sentimentalität und Idealis-
mus neigt, sollte gerade ein nüchtern bewufstes, natura-
listisches Studium einschlagen.
Man müsse durch stetes Studium und Beobachten den
Geist rege und beweglich halten, und müsse suchen, alle
Anlagen zu entwickeln, die die Natur in einen gelegt hat,
ohne Furcht, sich durch zu grofse Vielseitigkeit zu zer-
stückeln. Im Eins eitigen kann nie rechte Tüchtigkeit
liegen.
Böcklin behauptet, man könne sich in jedem Ort der
Welt, natürlich auch in Deutschland, weiterbilden und
Schönes schaffen. Man müsse nur nicht seine Ideen in
die Natur hineintragen wollen, sondern sich von der Gegend
selbst anregen lassen. Im anderen Falle könne man viel-
leicht die ganze Welt durchreisen und doch nichts Passendes
finden. Wieviel Deutschland anregen kann, das könne man
aus den deutschen Bildern, wie aus H o lb ein und anderen
erkennen.
ä:
Bezüglich der Vielseitigkeit der alten Meister meinte
Böcklin, dal's deren Streben Wohl ein tüchtiges gewesen.
Unsere Zeit stelle, aber viel gröfsere Anforderungen, und
obwohl unsere Kunst viel unklarer ist, so liegt doch jene
Zeit wie eine Kinderzeit der Kunst hinter uns, und das
Meiste, was Leonardo da Vinci in Festungsbau und Schön-
bau, in Musik, Dichtkunst", Mathematik, Perspektive etc.,
und sogar vieles, was er in der Malerei geleistet hat, ist
für unsere Zeit unbrauchbar geworden. Jene harte
Modellierung (er war eigentlich der Erfinder der Modellierung),