Statue den Herren Zweifel in jener Hinsicht, die aber ein
Gelehrter dadurch niederzuschlagen wufste, dafs er die
Verschämtheit der Menschen, nicht nackte Figuren sehen
zu wollen, als "Sittenlosigkeit" bezeichnete.
Einige Jahre später jedoch, als Böcklin veranlafst
wurde, Skizzen einzuschicken, worauf hin ihm das Baseler
Museum ein Bild bestellen wollte, wurde eine derselben
ihm als „zu nackt" abgelehnt und dann jene der Diana-
kjagd genommen.
(Es war ein schlafendes Mädchen, fast ganz bekleidet.
In den Falten des Kleides und mit den durch einen Kranz
gehaltenen Haaren spielte der Wind. Ein Jüngling, den
Rücken gegen den Beschauer, {lötet in die weite Wiese
hinaus. Leichte Bäume. Er hätte sich bestrebt, etwas
Leichtes, Frühlingshaftes hineinzulegen.)
Es hat etwas Wahres, dafs eine Statue (in dem kalten,
weifsen Stein) uns bei weitem nicht so nah berührt, wie
gemalte Nacktheit.
Sollte Gefahr sein, dafs die Nacktheit im Bilde sich
zu sehr bemerklich macht oder aufdrängt, so würde dies
gleich wegfallen, wenn man andern Dingen (oder Menschen)
im Bilde ein gröfseres Interesse verleiht.
August
Böcklinw, der wieder Heifsig
Bild bewunderungswürdig rasch.
arbeitet,
entwickelt
sein
z. August 66.
(Böcklin z) Ein Künstler müsse stets darauf achten,
dafs sich sein Gefühl und sein V e rs ta n d gleich m ä fs ig
scmcx, ßöcxuu- TAGEBUCH 6