Die
altägyptischen
Mumienbildnisse.
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kaustik" zu bezeichnen, und er hatte umsomehr das
Recht dazu, als er seine Wachsüberzüge tatsächlich
durch die Erhitzung "eingebrannt" hat, wie es die
"Ganosis" des Vitruv vorschreibt. Mit der eigent-
lichen antiken Enkaustik, die er in der "Sappho"
wieder ins Leben rufen wollte, haben jene enkaustischen
Versuche nichts zu schaffen.
Lasi us, der ausser Böcklins „Sappho" und seiner
"Gattin als Muse" (im Baseler Museum) noch den
„ männlichen Römerkopfu zu den „enkaustischen "Bildern
des Meisters zählt, und hinzufügt, dass „sie sich famos
erhalten hätten", berichtet ähnlich wie Schick (S. 177),
Böcklin habe „trotz des guten Resultates diese Technik
wieder aufgegeben, weil sie ihm keine besonderen
Vorteile bot" (Lasius S. 64).
Als Böcklin anfangs der achtziger Jahre die aus
dem alten Arsinoe in der Provinz des Fayüm stammen-
den Murnienbildnisse sah (er reiste eigens von
Zürich nach München, wo die Ausstellung in den oberen
Räumen des Museums der Gipsabgüsse unter den
Arkaden stattfand), war er von deren Trefflichkeit
überrascht. "Bei seiner Rückkehr erklärte er, die
Bilder seien prachtvoll und muten den Beschauer
ganz modern an, so ungezwungen, natürlich und wahr
seien sie in der Auffassung. Sie seien sehr einfach
hergestellt, teils Temperatechnik, teils Wachsrnalerei,
Welch letztere mit heissem Eisenstabe eingeschmolzen
worden sei und dem Bild einen leichten Glanz ver-
liehen habe, der allerdings heute verschwunden sei.
Er sagte, dass bei der alten Temperamalerei der
Gebrauch des Wachses bekannt war, beschreibt schon
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