80 Vlll, Versuche in antiker Enkaustik.
wurden stumpf, da erwärmte er die Rückseite über einem
Kohlenfeuer, so dass das Wachsharz durch sie durchschmolz,
und iiberzog damit das Bild auch von der Rückseite. Durch
das Erwärmen wurden auch alle Farben auf dem Bilde
wieder flüssig oder doch weich und liessen sich aufs Neue
besser ineinander vetrreiben. Böcklin wiederholte dann
das letztere Experiment, so oft besseres Verschmelzen oder
Vertreiben nötig war. Wurde beim Malen die Spitze des
Spatels zu kalt, so konnte er noch die hintere Seite des
Eisens brauchen, Die gebrauchten Harze waren Kopal und
sehr wenig Terpentin (Copal ä Pessence und Terpentin nur
zum Auflösen des Wachses). Mit diesen zusammen schmolz
und rieb er die Farbe und tat dann in das Farbtöpfchen zu
jeder Farbe nur wenig Wachs, (etwa wie 6-8 Erbsen).
Wird die Farbe im Töpfchen kalt, so muss sie sich hart
anfühlen, wie später die Oberfläche des Bildes sein soll.
Schmiert sie aber noch ein wenig oder färbt sie noch ab,
so ist zuviel Wachs in der Farbe, und man muss noch soviel
Harz und Farbstoff zusetzen, bis sie kalt geworden, sich
fest anfühlt.
Lockiges Haar, das über das Gesicht fällt, hat Böcklin
dann mit gewöhnlichem Terpentin und mit dem Pinsel auf-
getragen und durch Erwärmen des Bildes eingeschmolzen,
wodurch es dem andern gleich und ebenso fest und unver-
löschbar wurde".
Ein paar Tage nachher (20. Oktober) ist abermals
von dem gleichen Bilde die Rede. Schick berichtet
(s. 185):
"Böcklin nochmals über die Enkaustik seines Sappho-
bildes. Es liesse diese Malerei nur breite Behandlung zu,
und es sei gut, das Bild vor dem Malen ganz klar im Kopf
zu haben. Man könnte wohl etwas wieder herunterschaben
oder kratzen, aber das Aendern sei in keinem Bilde gut, auch
in Oelbildern nicht, da dadurch immer das delikate Aeussere
und die Harmonie des Bildes gestört werde. Man tut je-
doch gut, wenn man sich einzelne Gegenstände wählt:
Köpfe oder Brustbilder. Grössere liilder haben für diese