Malerei mit Leim farbe. 57
rum noch einmal über die betreffende Stelle und da riss
die Farbe. Darauf wusch er es wieder herunter, löste
den unteren Rand des darüber befindlichen Tones auf und
setzte die Lufttöne frisch hinein. jedoch, als sie auf-
trockneten, hatte der Leim sich an der Begrenzung dieses
umgemalten Stückes zu einer dunklen Linie zusammenge-
zogen. Das war eine schlimme Entdeckung, doch gelang
es ihm, durch kleine darüber gemalte Wölkchen die Linie
einigermassen zu verstecken."
Und noch einmal werden die Schwierigkeiten
des Malens mit Leirnfarben geschildert in einer Ein-
tragung vom 1l_ Januar 1869 (Schick, S. 262), worin
gesagt wird, dass es sich in dieser Technik nicht ge-
nügend ausführen liesse, und sie nur für Dekorationie)
geeignet sei:
"Man hat viel mit dem Material zu kämpfen, besonders
mit den Schwierigkeiten des reinen Auftrags grösserer,
gleichmässiger Flächen. Man könne ferner nicht gut Töne
nachmischen. Es sei ihm manchmal passiert, wenn er nass
mit Licht in Licht gemalt habe und glaubte,- es müsse
ganz hell werden, so wurde das Licht dunkler als das
Halblicht. Es sei fast so, als wenn er aus dem trockenen
Fresko ein Stück herausschlage und es auf neu (und nass)
eingesetzten Kalk wieder zu malen versuche. Es gelinge
nie, die harmonische Verbindung mit dem andern zu er-
reichen."
4') Hier möge an die prächtige Dekoration erinnert werden,
die Böcklin später gelegentlich seines zweiten Münchener Auf-
enthaltes (1871-74) an die Wand seines Ateliers in der Arcis-
Strasse 4 gemalt hat. Sie stellte den Ausblick in einen italienischen
Garten dar und war durch Säulen und Bogen in drei Teile ge-
teilt. Durch die Mitte sah man auf einen Springbrunnen. Leider
konnte beim Abbruch des Hauses nichts von der Malerei, die
überdies an der Wetterseite längere Zeit dem Regen ausgesetzt
war, gerettet werden.