56 VI. Technische Versuche des zweiten römischen Aufenthaltes,
bilder mit Leim und Glyzerin malen. Dann könne
man mit Eifarbe vollenden und schliesslich, nach
einem halben Jahr etwa, Spiritusfirnis darüber bringen,
der nun die Farbe wenig oder gar nicht verändern
wird."
Aus all dem ist zu ersehen, dass Böcklin alle
Arten von wassermischbaren Bindemitteln mit dem
Sammelnamen "Leimfarbe" bezeichnete, und selbst
die Versuche mit wassermischbaren Harzen, von wel-
chen weiter unten noch berichtet wird, sind in
dieser Malart inbegriffen (vgl. Schick, S. 232, wo von
der „Vi ola" die Rede ist, "mit Harzen, die in Wasser
aufgelöst und als Leim gebraucht worden sind, also
eher als Leimmalerei zu bezeichnen").
Gelegentlich der grossen Wandbilder für Wede-
kind hatte Böcklin, wie erwähnt, in Hannover sich
in dieser Technik zuerst versucht. Darüber lesen
wir
bei Schick (5,172):
„ . . nachdem er sich vorher zu Haus durch verschie-
dene kleine Versuche über das Auftrocknen der Farben
unterrichtet hatte, fing er kühn an. Es waren verschiedene
Bilder. Zwei grosse von 24' Länge (Leinwand im Ganzen
ungrundiert; auf einige Stellen, wo es ihm jedoch dienlich
schien, grundierte er stellenweise), vier kleinere Bilder und
verschiedene gemalte Pilaster, worauf Kandelaber mit
Kränzen u. a. m. ln vier Monaten hatte er die Dekoration
des ganzen Saales vollendet."
"Das Erste und das schwierigste war das Malen der
Luft. Er mischte und brauchte dazu llfz Eimer voll Farbe.
Erst malte er von oben an den Luftton in seinen Ab-
stufungen bis in die fernen Dunsttöne. Dann auf das
Trockene die Wolken. Dabei passierte ihm, dass der
untere Teil der Luft nicht duftig genug war, er malte da-