52 VI. Technische Versuche des zweiten römischen Aufenthaltes.
Mit Eiweiss und Honig oder Pergamentleim
muss die Farbe ziemlich stark leimig gerieben werden. da-
mit sie sich kaum merklich verändert, wenn man Oelfarbe
darüberbringt. Die Temperafarbe hat nicht den Zweck,
das Oel aufzusaugen, sondern den, die Leuchtkraft der
Farbe zu steigern.
Das Material veranlasst einen, seine Bilder nach dem
Hellen Zu neigen, umgekehrt wie Oelfarbe veranlasst, tief
zu malen. Böcklin hatte auf seine Staffelei Farbenproben
gestrichen, da war die grössere Leuchtkraft der Tempera-
farben sehr auffallend, besonders bei Zinnober."
In einer späteren Aufzeichnung vom 26. Mai 1866
(S. 24) zählt Schick einige Bilder auf, die teilweise
-mit Ternperafarben begonnen waren, so unter 6. eine
„Wa ssernymphe" auf einer Holztafel, ähnlich wie
pompejanische Bilder, dann unter 7. ein anderes Bild, das
„in Tempera begonnen und einiges schon mit Oel-
iirnis (wohl Copal a Phuile?) überzogen (z. B. die
Mädchengestalt)"; ebenso unter 8. "Porträt seiner
Frau, in Tempera (Leimfarbe) mit schwarzem
Schleier; stumpf noch unlixiert;" endlich 9. „Por-
trat von Lenbach, wohl ebenso begonnen und mit
schmalen Pinselstrichen (wie mit Strichlagen) in der
Art des Rubens stark modelliert, war schon glänzend
überzogen und hatte eine merkwürdige Leuchtkraft".
Dass Böcklin in dieser Weise (mit Wasserfarbe)
seine Gemälde begonnen hat, zeigt auch noch eine
Eintragung vom 24. Juli des gleichen Jahres (Schick
S. 79).
„Böcklin hat es sehr praktisch gefunden, Studien Oder
Bilder so zu beginnen: Erst der Leinwand oder dem
Papier einen lichtgrauen Ton (mit Wasserfarbe) geben;
auf diesem dann meistens mit dunklerer Farbe (Wasser-